> Personen 1900–1945 > Claire Bauroff, Clara Baur

Claire Bauroff | Foto: Angelo (Pál Funk) | 1935 | Sammlung Ochaim

CLAIRE BAUROFF (1895–1984)

TÄNZERIN UND CHOREOGRAPHIN

Klara Amanda Anna Baur, die sich später den russisch klingenden Künstlernamen Claire Bauroff geben wird, kam 1895 in Weißenhorn bei Neu-Ulm zur Welt. In München nahm sie zunächst Schauspielunterricht bei August Karl Peppler. Im »Institut für Musik und Rhythmus«, das Rudolf Bode 1911 in München eröffnete, erhielt sie ihre Ausbildung in Tanz und Bewegung. Als Bode 1915 als Soldat eingezogen wurde, übernahm sie den Schulunterricht. Nach Kriegsende eröffnete sie eine Tanzschule. Sie war Mitglied der Münchener Tanzgruppe um Andreas P. Scheller und Theodor Paul Etbauer. Noch in ihrer Münchner Zeit entstanden die Tänze »Hermes« und »Speertanz«, die der Grafiker Ottheinrich Strohmeyer-Platenius in zwanzig Lithografien nach Fotografien von Hanns Holdt und Alfred Stiffel in einem Mappenwerk veröffentlichte. 

Mit ihrem athletisch-eleganten Tanzstil und androgynem Erscheinungsbild verkörperte Bauroff den neuen Frauentyp der Weimarer Zeit. Sie wirkte in den Spielfilmen »Pán« (1920) und »Primavera« (1921) des ungarischen Regisseurs Pál Fejös mit. Ihre Ehe mit dem ungarischen Grafen und Künstler István Zichy war von kurzer Dauer. In den folgenden Jahren verlagerten sich ihre künstlerischen Aktivitäten nach Wien. Im Theater in der Josefstadt hatte ihr Tanzdrama »Das Licht ruft« (1924) bei den Musikfestwochen Premiere. Im Jahr darauf entstand eine  Serie herausragender Aktstudien im Wiener Atelier von Trude Fleischmann, die Bauroff‘s Ruf als Nackttänzerin begründeten. Weiters stand sie den Fotograf:innen Lotte Jacobi, Yva, Nini und Carry Hess sowie Alexander Binder Modell. In Berlin setzte sie ihre Laufbahn fort. Sie tanzte in Ausstattungsrevuen u. a. im Admiralspalast, gab eigene Tanzabende, gründete 1927 eine Tanzschule und choreographierte die Tänze in Erwin Piscators Inszenierung von Walter Mehrings »Der Kaufmann von Berlin« (1929). 

Anfang der 1930-er Jahre  wurde es für sie immer schwieriger, Engagements zu bekommen. 1933 konnte sie noch mehrere Tanzvorstellungen im Münchner Central-Palast geben. Im Juni 1943 unternahm Bauroff mit dem Ensemble Wir Fünf eine mehrmonatige Tournee an die Westfront. Nach dem Krieg geriet sie in Vergessenheit. 1950 zog sie nach Gräfelfing, wo sie ein Institut für autogenes Training sowie Atem- und Bewegungstherapie eröffnete. Claire Bauroff starb dort am 7. Februar 1984. In Wien wurde 2022 eine Straße nach ihr benannt.| BO

 I zu Leben und  Werk siehe Georg Czapla: »Die ungleichen Geschwister. Der Unternehmer Friedrich Baur und die Tänzerin Claire Bauroff«, München 2015.

»Tanzfriese und Skizzen nach den Tänzen von Claire Bauroff, Kratina und Edith von Schrenck wurden von Ottheinrich Stohmeyer-Platenius im Graphischen Kunstsalon in der Ludwigstr. 26 ausgestellt«, MNN, 72. Jg., Nr. 263, 8.7.1919, S. 1.

Claire Bauroff | Foto: Angelo (Pál Funk) | 1935 | Sammlung Ochaim

Claire Bauroff | Foto: Angelo (Pál Funk) | 1935 | Sammlung Ochaim

error: Content is protected !!