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Isadora Duncans
sensationelles
Deutschland-Debüt
Isadora Duncan | Foto: Atelier Elvira, München | 1902 | mit Widmung von Isadora Duncan | © Deutsches Theatermuseum, Inv. Nr. II 24411
Es ist der 26. August 1902, als die aufstrebende US-amerikanische Tänzerin Isadora Duncan (1877–1927) nach Gastspielen in Wien und Budapest im Münchner Künstlerhaus ihr sensationelles Deutschland-Debüt gab. Es war der ideale Ort, um sich und ihr Solo-Programm mit dem Titel »Tanz-Idyllen« einem kunstsinnigen Publikum vorzustellen. Sie trat im prunkvoll ausgestatteten Festsaal auf – barfuß, ohne Korsett in fließenden Gewändern und Tuniken nach Motiven italienischer Renaissance-Malerei und nach Vorbildern der griechischen Antike. Auch privat zeigte sie sich in griechischen Gewändern und trug Sandalen, was für großes Aufsehen in der Öffentlichkeit sorgte. Mit ihrem Gastspiel, das sie selbst als »das bedeutendste künstlerische Ereignis und die größte Sensation Münchens seit vielen Jahren« FN1 beschreibt, löste sie eine Welle der Begeisterung aus und legte mit ihrer neuen »Tanzphilosophie« den Grundstein für die Entwicklung des freien Tanzes. Bereits im November 1902 kehrte sie mit einem Gastspiel ins Künstlerhaus zurück. Vor allem waren es diesmal ihre Chopin-Abende, die ihr zum großen Durchbruch verhalfen. In den »Münchner Neuesten Nachrichten« hieß es: »Miß Duncan hat gestern im Künstlerhaus den größten Triumph seit ihrer Anwesenheit in München gefeiert«. FN2 Siegfried Wagner, der ihre Vorstellung sah, lud Miß Duncan ein, um bei den Festspielen in Bayreuth mitzuwirken. (B.O.)
Isadora Duncans wurde 1877 in San Francisco geboren. Für kurze Zeit nahm sie in New York Ballettunterricht bei Marie Bonfanti. Ihr Interesse am Hellenismus geht vermutlich auf den Einfluss von Genevieve Stebbins’ »Harmonischer Gymnastik« zurück.Schon bald distanzierte sie sich von ihren Tanzauftritten in Produktionen der Augustin Daly’s Company in New York. 1899 ging sie mir ihrer Mutter und ihren Geschwistern nach Europa. Ihr Anliegen war es, den freien Tanz als eigenständige Kunstform zu etablieren. Im akademischen Lehrbetrieb sah sie das Grab der Künste. Sie lehnte alles Unnatürliche ab und propagierte die freie Liebe. Sie trat barfuß in fließenden Gewändern auf und verzichtete auf das Tragen eines Korsetts, was bislang undenkbar schien. In den Rhythmen der Natur und der griechischen Antike fand sie ihre Inspirationsquelle und gelangte auf diesem Weg zu neuen Ausdrucksformen. Antiken Plastiken, Reliefs und Vasenbildern entdeckte sie als ihre Vorbilder. Ihr Münchner Gastspiel war der Beginn ihrer Deutschlandtournee und Auftakt einer erfolgreichen Karriere. Sie blieb der Stadt, die sie so herzlich aufnahm, verbunden.
FN 1 Isadora Duncan: »Memoiren«. Nach d. engl. Ms. bearb. von Carl Zell, Zürich/Leipzig/Wien 1928, S. 111.
FN 2 Zitiert im Text von Wolfgang Bode: »Isadora Duncan in München 1902«, in: »Gymnastik und Rhythmus«. 9. Jg., Heft 4, Okt.–Dez. 1977, S. 2–10, hier S. 2