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Rudolf von Laban
(1878–1958)
Mit München ist Rudolf von Laban auf mehrfache Weise verbunden. Geboren wurde Rezső Laban de Váralja (genannt auch: Rudolf Jean-Baptiste Attila Marquis Laban de Váralja) am 15.12.1878 in Pressburg als Sohn eines Feldmarschallleutnants der k.u.k.-Armee. 1898 trat er in die Theresianische Militärakademie ein, wandte sich jedoch von der Offizierslaufbahn ab, um in München Kunst zu studieren. 1900 heiratete er Martha Fricke und bezog mit ihr eine Wohnung in der Arcisstraße 44. Neben der Kunstakademie besuchte Laban Kurse am 1902 von Wilhelm von Debschitz und Hermann Obrist gegründeten Lehr- und Versuchsatelier für Freie und Angewandte Kunst. 1904 zog Laban mit seiner Familie nach Paris und studierte dort an der École des Beaux-Arts Architektur. 1907 starben seine Frau und bald auch sein Vater, woraufhin Laban eine finanziell prekäre und unstete Existenz zwischen Wien, Paris und Nizza führte. In Wien lernte er die aus München stammende Sängerin Maja Lederer kennen. Nach der Heirat zogen sie 1910 nach München und wohnten in der Hohenzollernstraße 120. Die ersten beiden der fünf gemeinsamen Kinder wurden in München geboren. 1911 eröffnete Laban seine erste Tanzschule, ein Atelier für Tanz- und Bühnenkunst in der Theresienstraße. München war damals ein Experimentierort der Theaterreform und Körperkultur.
Titel der Zeitschrift »Die Schönheit«. XXII. Jg. (1926), Heft 1, Viertes Rhythmusheft – Rudolf von Laban, vermutlich in der Rolle des »Don Juan« (1925). Photograph nicht genannt.
Ab 1913 wohnte Laban mit seiner Familie, behördlich gemeldet als »Kunstmaler«, in der Maximilianstraße 24, vierter Stock (heute: Nr. 46). Sein Studio führte er seit Januar 1913 in der Schwabinger (Jakob-)Klar-Straße 11, ab Herbst 1913 im Ateliergebäude der Schwanthalerstraße 37, nahe beim Hauptbahnhof. Unterrichtet wurden Rhythmik und Gymnastik, Pantomime und Tanz, Bewegungslehre und Schauspiel. Maja Lederer und Suzanne Perrottet gaben Kurse in Klavier, Violine, Gesang, Harmonielehre und Komposition. Laban hatte Perrottet, diplomierte Assistentin von Émile Jaques-Dalcroze in Hellerau, 1912 im Sanatorium Weißer Hirsch bei Dresden kennengelernt; sie wurde seine Geliebte und Assistentin.
»Labans Hände« | Photographie von Hans Robertson. In: »Schrifttanz«. Heft IV, Dezember 1929, S. 71
1914 veranstaltete Laban im Museumssaal des Palais Portia revolutionäre Demonstrationsabende seiner Schule, bei denen seine Schülerin und Assistentin Mary Wigman als Tänzerin und Choregraphin debütierte. Im Publikum saß der Tanzpublizist Hans Brandenburg, der in der Folge mit Laban und Wigman zusammenarbeitete. Im Sommer 1914, wie schon im Jahr zuvor, gab Laban Kurse in der von ihm gemeinsam mit Henri Oedenkoven und Ida Hofmann gegründeten Schule für Kunst auf dem Monte Verità und blieb seit Ausbruch des Ersten Weltkriegs in der Schweiz, wo er seine choreographische und pädagogische Arbeit fortsetzte. Erst 1919 konnte er wieder nach Deutschland einreisen, wo er in den folgenden Jahren in diversen Städten Tanzensembles und Schulen gründete. 1930–1934 leitete er das Ballett der Preußischen Staatsoper (Deutschen Staatsoper Unter den Linden), wurde 1934 von den Nationalsozialisten zum Leiter der Deutschen Tanzbühne berufen, organisierte die Deutschen Tanzfestspiele. 1936 wurde er mit den Meisterwerkstätten für Tanz betraut; sein Weihespeil zu den Eröffnungsfeierlichkeiten der Olympischen Spiele fand bei Kulturminister Joseph Goebbels keinen Gefallen und wurde vom Programm abgesetzt. bei den nationalsozialistischen Funktioänren in Ungnade gefallen, emigrierte er 1938 mit Hilfe seines ehemaligen Schülers Kurt Jooss und des Reformer-Ehepaars Dorothy und Leonard Elmhirst nach England, wo er ein vom Unterrichtsministerium gefördertes Bewegungsstudio eröffnete und seine Tanz- und Bewegungsforschungen bis zu seinem Tod am 1.7.1958 fortsetzte.
Rudolf Laban (so benannt im englischsprachigen Raum) war der erste bedeutende – und bis heute einflussreiche – Tanztheoretiker der Moderne. In München hatte er seine ersten Schulen gegründet, Choreographien präsentiert sowie die Arbeit an seiner Bewegungslehre und einer Tanznotation begonnen. (T.B.)
Die original Briefe und Dokumente von Rudolf von Laban sind zum Teil in dem Literaturarchiv der Stadt München aufbewahrt. Thomas Betz berichtet hier über die Hintergründe der Briefe von Rudolf von Laban. Filmische Dokumentation: Benedict Mirow | © Munich Dance Histories
Sabrina berichtet über Rudolf von Laban und seine Schaffensphase in München © Munich Dance Histories
Die letzte Wohnungsadresse von Rudolf von Laban in München | © Munich Dance Histories