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Das Palais Schrenck-Notzing

 

Der in München praktizierende Arzt und Parapsychologe Dr. Albert Freiherr von Schrenck-Notzing (1862–1929) beauftragte den renommierten Architekten Gabriel von Seidl (1848–1913) mit dem Bau eines prunkvollen Palais in der Max-Joseph-Straße. Er schuf einen freistehenden monumentalen Kubus nach den Wünschen seines Auftraggebers im Stil der Hochrenaissance, der sich in das klassizistische Ensemble um den Karolinenplatz fügt. Der Architekt ließ sich dabei vom Palazzo Caffarelli,1 dem Wohnhaus Raffaels in Rom inspirieren. Die Fassade ist mit fünf dorischen Doppelsäulen verziert, die sich über zwei Stockwerke erstrecken. Ermöglicht wurde dieser Bau mit dem Geld seiner Ehefrau Gabriele Siegle, der Tochter des Großindustriellen und Reichstagsabgeordneten Gustav Siegle3. Die Besucher:innen betreten das Gebäude von der rückwärtigen Seite, wo sich seinerzeit auch die Garage für sein Automobil, ein Horch 18/251 befand. In seine Praxisräume gelangte man durch eine Tür auf dem ersten Absatz der Haupttreppe. Schrenck-Notzing gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Münchner Psychologischen Gesellschaft 1886, in der unter seiner Leitung »erste parapsychologische Versuche stattgefunden hatten4«. Durch seinen Freund, den französischen Mediziner und späteren Nobelpreisträger Charles Richet hatte er von der in Paris lebenden Schlaftänzerin Magdeleine Guipet (1874–?) gehört, die im Zustand der Hypnose besondere tänzerische und mimische Fähigkeiten entwickelte.

Palais Schrenck-Notzing | Fotografie | aus: »München und seine Bauten«. Hg. vom Bayerischen Architekten- und Ingenieur-Verein. München 1912, S. 396

 Palais Schrenck-Notzing | Fotografie | aus: »München und seine Bauten«. Hg. vom Bayerischen Architekten- und Ingenieur-Verein. München 1912, S. 396

Von den Kriegsschäden im Zweiten Weltkrieg verschont blieben die große Eingangshalle mit dem farbigen Steinfußboden nach pompejischem Vorbild und dem Waller-Brunnen mit Putti. Erhalten sind auch einige Fragmente im Obergeschoss, sowie die zu den Präsentations- und Gesellschaftsräumen hinaufführende Treppe. Seit 1946 ist das Palais Sitz des Bayerischen Bauernverbands, das von 1980 bis 1982 saniert wurde. || B.O.

  1. Manfred Dierks, Thomas Manns Geisterbaron, 2012, S. 213.
  2. Gustav Siegle (1840-1905), war Mitbegründer der BASF und Mehrheitsaktionär der WMF
  3. Dierks, S. 215
  4. Zitiert nach Gerda Walther: Grundfragen der Parapsychologie, S. 15, siehe auch: Brygida Ochaim, Franz von Stuck und der Tanz, 12. Jahresausstellung, Franz von Stuck Geburtshaus Tettenweis, Juni 2000 – Mai 2001, S. 44
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