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Meisenbach

Johann Adam Meisenbach (1892–1955)

Tänzer und Fotograf

Johann Adam Meisenbach stammte aus einer Familie von Buchbindern, Druckern und Lithographen, die in Nürnberg und München tätig war. Sein Großonkel Georg Meisenbach (1841–1912) war Inhaber einer Chemigraphischen Anstalt in München und hatte das Verfahren der Autotypie (zur Übertragung von Foto- und Halbtonformaten für diverse Druckformen) entwickelt. FN1 Johann Adam Meisenbach nahm bereits im Winter 1913 Unterricht in Labans Schule in München. Und war wohl auch 1914 bei den Demonstrationen der Labanschule im Palais Porcia mit dabei.

In den Aufnahmen von Laban-Schüler:innen in Fritz Winthers Buch »Körperbildung als Kunst und Pflicht« ist Meisenbach zusammen mit Betty Baaron Samoa abgebildet FN2 als Beispiel für »Stilisierende und charakteristische Kunst« (Abb. 33). Die Aufnahme ist wohl 1914 in München entstanden, möglicherweise im Atelier von Hanns Holdt. 1914 auch war er Teil der Gruppe von Tänzerinnen und Tänzern, die mit Laban und Wigman zum Sommer-Camp auf den Monte Verità fuhr, um dort mit Hans Brandenburg für dessen Tanzdrama »Der Sieg des Opfers« zu proben. FN3 Meisenbach dokumentierte diesen Aufenthalt mit seiner Kamera. Es war dafür extra eine Dunkelkammer eingerichtet worden. FN4 Die Aufnahmen sollten Tanzgeschichte schreiben. Speziell die farbigen Autochrom-Diapositive auf Glasplatten aus dem Besitz von Labans damaliger Partnerin Suzanne Perottet wurden seit den 1980er Jahren prominent publiziert und finden sich heute in der Bibliothek des Kunsthaus Zürich. FN5 Erstmals abgedruckt wurden Schwarz-Weiß-Abzüge (aus dem privaten Fotoalbum Hans Brandenburgs) 1917 in der zweiten Auflage von dessen einflussreichem Buch »Der moderne Tanz«. FN6 

1917 heiratete Meisenbach die Hamburger Tänzerin Laura Oesterreich, die er 1914 auf dem Monte Verità kennengelernt hatte (die Trennung erfolgte 1918). Auch plante er ein Tanzbuch zu publizieren und gründete Ende 1918 in Nürnberg mit dem Arbeiterdichter Karl Bröger die Zeitschrift »Der Volksstaat«. 1919 half Meisenbach Laban bei seinem Neustart nach dem Krieg in Deutschland, in Nürnberg Werke auszustellen. Später war er Redakteur der Zeitschrift »Keramos«, 1924 Begründer der Zeitschrift »Die Schaulade deutscher Wert- und Kunstarbeit« sowie seit 1936 als Verleger (Bamberger Verlagshaus J. A. Meisenbach) in Bamberg tätig. Ein Teilnachlass Meisenbachs mit Dokumenten zur Schule Labans findet sich im Deutschen Theatermuseum, München. (T.B.)

1 Karl Klaus Walther: »Verage und Buchhandlungen in Bamberg 1918–1850. Kontinuitäten, Konzessionen und Konflikte. Wiesbaden (Harrassowitz) 2007 (= Buchwissenschaftliche Beiträge aus dem Deutschen Bucharchiv München; 74), S. 31 f.

2 Wir danken Hedwig Müller für den Hinweis. 

3 Vgl. Hans Brandenburg: »München leuchtete. Jugenderinnerungen«. München (Herbert Neuner) 1953, S. 479–489. »Der Sieg des Opfers. Ein tragisches Wort- und Tanzspiel« erschien 1921 im Verlag Walter Seifert in Heilbronn.

4 Brief Laban an Meisenbach 9.5.1914, abgedruckt in Evelyn Dörr (Hg.): »Also, die Damen voran! Rudolf Laban in Briefen an Tänzer, Choreographen und Tanzpädagogen«. 1. Band, Norderstedt: BoD – Books on Demand 2013 (LabanEdition; 3), S. 99 f.

5 Ein Korpus online verfügbar unter: https://opac.kunsthaus.ch/libero/WebOpac.cls?VERSION=2&ACTION=PAGE1&RSN=&DATA=ZUR&TOKEN=CPEXQKPjZS8490&Z=1&SET=3 [Abruf: 17.3.2021].

6 Hans Brandenburg, Hans: »Der moderne Tanz«. 2. vermehrte Aufl., München [1917]. Bildteil S. 70–76 (Gruppenaufnahmen) und S. 80–82 (Mary Wiegmann); Fotograf Meisenbach teilweise genannt (S. 73, 74 und 80–82). Das Fotoalbum findet sich im Nachlass Brandenburg im Monacensia Literaturarchiv, München (Signatur HB F 19).

7 Dörr (2013), S. 305, 320 und 332. 

8 Brief Laban an Brandenburg, 20.3.1919. Nachlass Brandenburg

Meisenbach

Johann Adam Meisenbach – anonym abgebildet als »Gut durchgearbeiteter Körper in ausdrucksvoller Stellung« (Schüler Laban de Varaljas)« in Fritz Winther: »Körperbildung als Kunst und Pflicht«. München (Delphin Verlag) 1914, Drittes Tsd., Abb. 39.

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