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Loïe Fuller (1862–1928)
Tänzerin, Choreographin, Erfinderin, KURATORIN, UNTERNEHMERIN, FILMERIN, IMPRESARIA
Sie ist eine der meistdargestellten Tänzerinnen ihrer Zeit. Bis heute ist sie präsent durch Werke von Künstlern wie Henri Toulouse-Lautrec, Jules Cherêt, Will Bradley, Raoul Larche, Bernhard Hoetger oder Charles Robert Sykes, der die Autokühlerfigur von Rolls-Royce schuf. Paris wurde zu ihrer Wahlheimat. Mit ihren Tänzen verkörperte sie den Jugendstil par excellence und nutzte dabei die neuesten technischen Errungenschaften. Sie entwickelte zukunftsweisende Projektionstechniken, revolutionierte das Tanztheater, indem sie abstrakt tanzte und die Kulissen abschaffte. Sie ließ sich ihre Kostümentwürfe, bühnentechnischen Erfindungen und filmischen Spezialeffekte in den USA, Deutschland und Frankreich patentieren. Ihre Bemühungen ein Copyright für ihre Choreographien zu erwirken schlugen hingegen fehl. 1895 und 1907 präsentierte sie sich in zwei unterschiedlichen Inszenierungen als »Salomé«.
Auf der Pariser Weltausstellung 1900 kuratierte und bespielte sie ihren eigenen von Henri Sauvage entworfenen Theaterpavillon und gab der ersten in Europa auftretenden japanischen Schauspielgruppe von Otojiro Kawakami und Sada Yacco eine Bühne. Im Januar 1902 organisierte Fuller für sie ein Gastspiel im königlichen Residenztheater München. 1904 hatte ihr »Radium Dance«3 Premiere, womit sie die Leuchtkraft des Radiums simulierte.
In München war sie 1910 solistisch und 1925 mit ihrer Mädchentanzgruppe im Deutschen Theater4 zu sehen. Als Filmregisseurin trat sie erstmals mit »Le Lys de la Vie« (1921)5 in Erscheinung, den sie zusammen mit ihrer Lebenspartnerin Gab Sorère nach einer Märchenerzählung der Königin Marie von Rumänien realisierte. | BO
1 Zu Leben und Werk siehe: Gabriele Brandstetter, Brygida Ochaim: »Loïe Fuller – Tanz, Licht-Spiel, Art Nouveau«, Freiburg i. Br. (Rombach) 1989.
2 Ebenda S. 51–53.
3 Das Ballett Loïe Fuller trat vom 1. bis 15. November 1924 im Deutschen Theater München auf. In der Ankündigung der »Münchner Neuesten Nachrichten« heißt es: »Ballett Loïe Fuller – Gigantische Schatten«, »MNN«78. Jg.,Nr. 301, 31.10.1925, S. 18. Besprechung siehe »MNN«, 78. Jg., Nr. 303, 2.11.1925, S. 4.
4 Brygida Ochaim:»Le Lys de la Vie«, in: »Cinédanse. 50 films culte«, Hrsg. Von Dominique Rebaud und Nicolas Villodre, Paris (Nouvelles Éditions Scala) 2024, S. 48–49.